Die Österreicher:innen und das Bargeld: Dieses Thema wird gerne emotional diskutiert. Aber welche aktuellen Statistiken gibt es zu diesem Thema? Welche Einkäufe zahlen wir lieber mit der Karte? Wussten Sie, dass bereits 39 % der Österreicher:innen überwiegend mit Karte zahlen? Diese und weitere interessante Einblicke bietet eine Studie der Ersten Bank aus dem Jahr 2022. Wir haben die wichtigsten Informationen aus dieser Umfrage für Sie zusammengefasst. Viel Spaß beim Lesen!
Bargeld in Österreich: Wer zahlt wie?
In der vorliegenden Studie der Ersten Bank erhalten wir einen detaillierten Einblick in das Bezahlverhalten der Österreicher:innen. Dabei werden vier unterschiedliche Gruppen gebildet, die Ihnen als Händler dabei helfen können, mehr über Ihre Kund:innen herauszufinden und welche Wünsche, Probleme und Gewohnheiten sie beim Thema Bezahlung haben.
Gleichzeitig zeigen sich aber auch soziale und demografische Tendenzen. Interessant ist etwa, dass die älteren Österreicher:innen lieber mit Bargeld zahlen. Das gilt aber auch für die jüngste Personengruppe zwischen 16 und 29 Jahren, während die 30–39-Jährigen immer häufiger zur Karte greifen. Eine naheliegende Erklärung für diesen statistischen Ausreißer bei der jüngsten Personengruppe könnte das geringere Einkommen sein.
Unterschiede zeigen sich aber keineswegs nur in den unterschiedlichen Altersgruppen. Auch andere Details wie der Wohnort und das Bildungsniveau spielen eine Rolle bei der Wahl des Zahlungsmittels.
Bevorzugte Barzahlungen: ältere Personen mit niedrigerem Bildungsniveau
Insgesamt 46 % der Österreicher:innen bezahlen ausschließlich, deutlich mehr oder etwas mehr mit Bargeld. Zusammengefasst lässt sich diese Gruppe als älter und mit niedrigerem Bildungsabschluss beschreiben. Sie leben in eher kleinen oder mittleren Orten und verfügen über ein geringeres Einkommen.
Besonders interessant ist bei der Gruppe jener, die bevorzugt mit Bargeld zahlen, dass die Wahrscheinlichkeit für Barzahlungen mit dem Alter zunimmt. Gleichzeitig gibt es aber auch bei den jüngeren Österreicher:innen eine Präferenz für Bargeld. Österreicher:innen, die 70 Jahre oder älter sind, zahlen zu 70 % ausschließlich oder lieber mit Bargeld. Gleichzeitig beträgt dieser Prozentsatz bei der jüngsten Altersgruppe immerhin 40 %. Im Gegensatz dazu zeigt sich die Altersgruppe von 30-39 Jahren mit lediglich 35 % deutlich offener für Kartenzahlungen.
39 Prozent der Österreicher:innen zahlen häufiger mit Karte
Mit 46 Prozent gegenüber 39 Prozent gleichen sich die Gruppen der Barzahlenden und Kartenzahlenden in Österreich insgesamt an. Die Gruppe der Kartenzahler besitzt im Unterschied zu den Barzahlenden einen höheren Bildungsabschluss wie eine Matura oder einen Hochschulabschluss, lebt in größeren Städten und verfügt über ein höheres Einkommen. Lieber mit der Karte zahlen vor allem die 30–60-Jährigen.
Sehr klein ist die Gruppe mit Menschen, die bereits jetzt ausschließlich mit der Karte bezahlen. Das trifft lediglich auf zwei Prozent aller Österreicher:innen zu.
Bargeld zu Hause aufbewahren: Österreicher:innen horten selten Bargeld
Was die ständige Verfügbarkeit von Bargeld angeht, scheinen die Österreicher:innen einen optimistischen Ansatz zu verfolgen. Während es früher normal war, etwas Bargeld für den Notfall zu Hause zu haben, lagern die Österreicher:innen heute kaum noch Bargeld zu Hause. Lediglich 32 % der heimischen Bevölkerung bewahren mehr als 200 Euro zu Hause auf. Dieser Gruppe stehen 31 % der Österreicher:innen gegenüber, die gar kein Bargeld zu Hause aufbewahren. Weitere 35 % haben zwischen 50 und 200 Euro zu Hause.
Die Entscheidung, ob Bargeld für den Notfall zu Hause gelagert wird, hängt nicht stark von den Zahlungspräferenzen ab. Die Unterschiede sind nur gering, auch wenn Bargeldzahlende etwas häufiger Summen über 200 Euro in den eigenen vier Wänden sichern im Vergleich zu jenen, die bevorzugt mit der Karte bezahlen.
Wünsche und Gewohnheiten der österreichischen Konsument:innen
In der vorliegenden Studie werden vier unterschiedliche Gruppen vorgestellt. Diese Gruppen haben unterschiedliche Zahlungsgewohnheiten, Motive und Wünsche an Händler:innen. Solche Gruppen können Ihnen als Händler dabei helfen, Ihre Kund:innen besser zu verstehen. So wird etwa deutlich, dass die Gruppe der Kartenzahler bei Geschäften und Lokalen wie Gemüsemärkten, bei Handwerkern, Haushaltshilfen und in Kaffeehäusern lediglich aus Zwang mit Bargeld zahlt und eine höhere Kartenakzeptanz als Erleichterung empfinden würde.
Gruppe 1: Barzahlende & Karte
Die erste Gruppe zahlt ihre Einkäufe überwiegend mit Bargeld. 80 % der Zahlungen tätigen Personen dieser Gruppe mit Bargeld. Lediglich bei größeren Transaktionen greift diese Gruppe zur Kartenzahlung. Dabei handelt es sich vor allem um größere Einkäufe im Supermarkt, die bereits zu 49 % mit der Karte bezahlt werden. Größere Anschaffungen in den Bereichen Kleidung, Elektronik und Baumarkt werden zu 45 % mittels Kartenzahlung abgewickelt.
Auch wenn diese Gruppe lieber zu Bargeld greift, wären weitere Möglichkeiten zur Kartenzahlung für 20 % aus dieser Gruppe eine Erleichterung. Andererseits ärgern sich lediglich 4 % dieser Gruppe über Geschäfte, die keine Kartenzahlungen akzeptieren.
Gruppe 2: Barzahlende & Karte ex aequo
Im Gegensatz zur ersten Gruppe zahlen Mitglieder dieser Gruppe gleich häufig mit Karte und Bargeld. Diese Gruppe ist besonders flexibel: Die Entscheidung, wie sie den aktuellen Einkauf bezahlt, wird häufig spontan und nach Lust und Laune getroffen. Ein typisches Schema für diese Entscheidung gibt es also nicht.
Einige Erkenntnisse lassen sich dennoch gewinnen: Große Einkäufe im Supermarkt (zu 90 %) und größere Einkäufe in den Bereichen Kleidung, Elektronik und im Baumarkt (zu 86 %) werden lieber mit der Karte bezahlt. Im Vergleich zur ersten Gruppe greift diese Gruppe bei großen Anschaffungen also noch einmal deutlich lieber zur Kartenzahlung.
Mitglieder dieser Gruppe zahlen mit Bargeld, weil sie es wollen und nicht, weil sie dazu gezwungen sind. Andererseits zahlen sie zu 20–30 % mit Bargeld, weil keine Kartenzahlungen akzeptiert werden. 14 % ärgern sich über Geschäfte, die keine Kartenzahlung anbieten. Die Mehrheit der Gruppe zeigt aber Verständnis dafür, wenn Kartenzahlungen nicht akzeptiert werden.
In dieser Gruppe würde bereits mehr als ein Drittel (34 %) weitere Möglichkeiten zur Kartenzahlung als Erleichterung empfinden.
Gruppe 3: Kartenzahlende & Bar
In der dritten Gruppe von Konsument:innen überwiegen erstmals die Kartenzahlungen. Nur noch 37 % aller Zahlungen werden in dieser Gruppe mit Bargeld abgewickelt. Ähnlich wie bei der zweiten Gruppe wählen auch die Mitglieder dieser Gruppen spontan und nach Lust und Laune ihr Zahlungsmittel, auch wenn insgesamt bereits Kartenzahlungen dominieren.
Die weiter oben angesprochenen größeren Einkäufe im Supermarkt (zu 99 %) und in den Bereichen Kleidung, Elektronik, Baumarkt usw. (zu 90 %) werden hier fast ausschließlich mittels Karte bezahlt.
Selbst bei kleineren Einkäufen im Supermarkt greifen Mitglieder dieser Gruppe lieber zur Karte (56 %) als zum Bargeld. Insgesamt 44 % würden es als Erleichterung empfinden, wenn es weitere Möglichkeiten zur Kartenzahlung geben würde.
In kleineren Geschäften wie Bäckereien, Bauernmärkten, Trafiken, bei Ärzten und Friseuren zahlt diese Gruppe dagegen noch immer eher selten mit der Karte.
Gruppe 4: Kartenzahlende
Die letzte vorgestellte Gruppe zahlt fast ausschließlich mit Karte. Lediglich 17 % der Zahlungen erfolgen bei Personen dieser Gruppe noch mit Bargeld. Im Gegensatz zu den Bargeldzahlungen der anderen Gruppen wählt sie diese Gruppe aber nicht mehr aufgrund einer spontanen Entscheidung, sondern aus Zwang. Die Bargeldzahlungen erfolgen demnach zum größten Teil, weil keine Kartenzahlungen akzeptiert werden.
Freiwillig zahlen Mitglieder dieser Gruppe lediglich in der Trafik und in kleineren Bäckereien mit Bargeld. Bei diesen Zahlungen empfinden sie keinen Zwang zur Bargeldzahlung.
Ganz anders sieht es bei anderen Geschäften und Lokalen aus. Vor allem in den folgenden Branchen sieht sich diese Gruppe gezwungen, mit Bargeld zu bezahlen:
- Gemüsemärkte
- Handwerker
- Haushaltshilfen
- Kaffeehäuser
In dieser Gruppe würde bereits die überwiegende Mehrheit häufigere Kartenzahlungsmöglichkeiten als Erleichterung empfinden (62 %). Auch der Ärger über Geschäfte und Lokale, die keine Kartenzahlungen ermöglichen, nimmt im Vergleich zu den anderen Gruppen deutlich zu: 29 % der Gruppenmitglieder ärgern sich darüber.
Fazit
Die Menge an Bargeldzahlenden und Kartenzahlenden gleicht sich in Österreich weiter an. Es sind einige soziale und demografische Einflüsse bei der Wahl des persönlichen Zahlungsmittels erkennbar. Kartenzahler leben tendenziell in größeren Städten wie Wien und den Landeshauptstädten. Sie verfügen über einen höheren Bildungsabschluss und ein höheres Einkommen. Gleichzeitig gehört die jüngste Personengruppe (16-29 Jahre) nicht zu den Kartenzahlenden, sondern zu den Bargeldzahlenden, was mit dem verfügbaren Kapital erklärt werden kann.
Die Abschaffung von Bargeld wünschen sich aber auch die Kartenzahler nicht. Vielmehr geht es ihnen darum, dass Konsument:innen die freie Wahl des Zahlungsmittels erhalten. Das zeigt sich besonders deutlich bei Einkäufen bei kleinen Märkten oder Handwerkern. Hier zahlt fast jeder Zweite unfreiwillig mit Bargeld, weil es keine Möglichkeit zur Kartenzahlung gibt.
Die örtlichen Tendenzen zwischen Stadt und Land sind außerdem eine Momentaufnahme. In vielen anderen Bereichen gleichen sich Verhaltensweisen und Einstellungen zwischen Stadt und Land aufgrund zunehmender Mobilität und Informationszugang dank Internet weiter an. Für die Zukunft ist daher eher mit dem Angleichen der Verhaltensweisen zwischen Stadt- und Landbewohner:innen zu rechnen.