Wie gestaltet man ein Ladengeschäft? Was sind die wichtigsten Elemente bei der Planung? Und welches Einkaufserlebnis wünschen sich die Kund:innen von heute? Wir haben mit unserem Partner Adam Klofac gesprochen, er ist Mitinhaber des Unternehmens MORIS design. Er beschäftigt sich mit Retail-Design, der Gestaltung und Einrichtung von Geschäften. Herausgekommen ist ein Interview mit Tipps zur Einrichtung von Geschäften direkt vom Experten. Viel Spaß beim Lesen!
Mit welchen Maßnahmen können Händler für ein effizient funktionierendes Geschäft sorgen?
Aus meiner Sicht gibt es vier wichtige Grundpfeiler, auf die sich Händler:innen konzentrieren sollten. Erstens: ein interessantes Warenangebot und eine gut abgestimmte Preispolitik. Zweitens: das Marketing. Es ist wichtig, dass Kund:innen Ihr Geschäft und die Produkte kennen. Der dritte Pfeiler ist das Personal. Es sollte gut geschult sein, was die Produkte angeht, aber auch im Umgang mit Kund:innen. Der letzte Pfeiler ist schließlich das Ladendesign oder Retail-Design. Dabei geht es aber nicht nur darum, wie Sie die Regale im Laden einschlichten, sondern vor allem um Authentizität und ein Einkaufserlebnis für die Kund:innen. Bedenken Sie dabei Folgendes: Bei einem durchschnittlichen Einkauf benötigen die Kund:innen lediglich 20 % ihres Einkaufskorbes auch tatsächlich. Die restlichen 80 % sind Impulskäufe. Die Einrichtung und das Design des Shops beeinflussen diese Impulskäufe sehr stark.
Welche Tipps zu Retail-Design oder zur Einrichtung eines neuen Geschäfts können Sie unseren Leser:innen geben?
Es gibt leider kein Patentrezept, an das man sich halten kann. Allgemeine Ratschläge in diese Richtung sind daher nicht sinnvoll. Jedes Ladenkonzept muss individuell gestaltet sein und dieses Konzept sollte auf die Bedürfnisse der Zielgruppe angepasst sein. Diese Anforderungen ändern sich jedoch im Laufe der Zeit mehr oder weniger stark. Zum Beispiel muss die Einrichtung des Geschäfts ständig an die Bedürfnisse der Kund:innen angepasst werden und sie funktioniert in den meisten Fällen maximal fünf Jahre lang. Ein genereller Tipp ist es, sich von Experten im Retail-Design beraten zu lassen.
Wie sieht es mit einzelnen Elementen in den Shops aus, was sollten Händler:innen dabei bedenken?
Da sieht es recht ähnlich aus. Wenn wir uns auf ein einzelnes Element konzentrieren, sehen wir, wie unterschiedlich es verwendet werden kann. Nehmen wir etwa den Bereich der Kasse als Beispiel. Viele Details sind abhängig von der Kundschaft. Sie sollten Fragen wie die folgenden stellen: Wie lang soll das Kassenband sein? Brauche ich überhaupt eines? Kommen viele Frauen zu mir und benötige ich daher vielleicht mehr Platz zum Abstellen von Handtaschen? Selbst eine sehr gewöhnliche Sache wie den Kassenplatz können Sie also sinnvoll planen. Sie müssen immer die Funktion der einzelnen Elemente bedenken und sie bestmöglich einsetzen, in Abstimmung mit Ihrem Ladenkonzept und Ihrer Zielgruppe.
Können Sie uns bestimmte Maßnahmen oder Entwicklungen nennen, bei denen Sie großes Potenzial für die Zukunft sehen?
Ja, natürlich. Ich denke, dass es viele Bereiche gibt, die Raum für Wachstum bieten. Etwa bei der digitalen Beschilderung von Produkten und ganz sicher bei interaktiven Elementen, die für die Kund:innen ein besonderes Einkaufserlebnis bieten und sie gleichzeitig auch unterhalten. Ich gebe Ihnen ein konkretes Beispiel: In einem unserer Shops, dem Sportisimo im Prager Shopping-Center Palladium, haben wir uns Gedanken über die Basketballabteilung gemacht. Wir haben eine Art „High Jump“ integriert. Dabei können die Kund:innen ihre Sprunghöhe messen oder auch kleine Wettkämpfe mit ihren Freunden durchführen, um zu sehen, wer höher gesprungen ist. Es können aber auch wirklich simple Dinge sein, die das Einkaufserlebnis der Kund:innen verbessern und dafür sorgen, dass sich Geschäfte von der Konkurrenz abheben. Solche Elemente werden immer beliebter und sind häufiger anzutreffen. Aber es bleibt ganz sicher noch viel Potenzial für weitere Entwicklungen auf diesem Gebiet für die meisten Shops.
Können Sie uns in Prozent sagen, um wie viel mehr Umsatz ein gut konzeptionierter Shop machen kann? Also welchen Anteil das Design im Shop am Umsatz hat?
Das ist sehr kompliziert zu beantworten, weil es natürlich nicht nur um die Gestaltung und das Design geht. Die unterschiedlichen Elemente fließen beim Umsatz ineinander. Ich kann es nur schätzen: Wenn man die vier Säulen, die ich vorhin aufgezählt habe, stetig verbessert, dann gehe ich von einer möglichen Umsatzsteigerung von 10-30 % aus.
Glauben Sie, dass Selbstbedienungsläden in der Zukunft auch für kleinere Geschäfte wichtig werden?
Ja, eindeutig, davon bin ich überzeugt. Elemente mit Selbstbedienungscharakter werden außerdem nicht nur im Produktbereich zunehmen, sondern auch bei Dienstleistungen. Ich gebe Ihnen wieder ein Beispiel: Der autonome Kauf von Fahrkarten an Automaten ist in vielen Bereichen bereits möglich. Aber denken Sie beispielsweise auch an den Fahrradservice: Man muss das Fahrrad nicht unbedingt an das Personal übergeben, man kann die Fahrräder auch in eine eigene Box stellen und angeben, was repariert werden soll. Man könnte hier auch aus der Ferne mit einem Techniker kommunizieren, wenn das notwendig ist. Vergleichbare Dinge werden in Zukunft immer mehr zunehmen. Das reduziert einerseits Personalkosten für die Eigentümer und Personalmangel wird zu einem kleineren Problem. Andererseits kann es dann natürlich passieren, dass den Kund:innen dann menschlicher Kontakt fehlt.
Bargeld oder Kartenzahlungen: Wie sieht die Zukunft auf diesem Gebiet aus?
Wenn ich nur an den Komfort der Kunden denke, dann werden es zu 100 % bargeldlose Zahlungen sein. Ich sehe ehrlich gesagt keine Notwendigkeit, Bargeld zu behalten und mir fallen auch keine Fälle ein, in denen Bargeld ein notwendiger Bestandteil ist. Außer Dinge wie Kaugummiautomaten, die mit einem Münzautomaten funktionieren, aber ansonsten fällt mir wirklich nichts ein.
Wir haben in diesem Interview mit Adam Klofac (28) gesprochen. Er ist Mitinhaber von MORIS design, Designer für gewerbliche Innenräume und konzentriert sich auf die geschäftliche und strategische Planung. Er ist verantwortlich für die Gestaltung der ersten Selbstbedienungsläden in Mitteleuropa. Seine Arbeit wurde bereits mit zahlreichen Auszeichnungen gewürdigt.
5 Elemente, die ein erfolgreiches Geschäft ausmachen
Adam Klofac von MORIS design hat uns bereits vier wichtige Säulen vorgestellt, an denen die Betreiber:innen von Shops arbeiten sollen, um den Umsatz zu steigern. Wir haben am Ende des Interviews noch einmal genauer nachgefragt und um seine Meinung gebeten: Was sind die fünf Elemente, die ein erfolgreiches Geschäft ausmachen? Herausgekommen sind folgende fünf Punkte:
- 1. Motiviertes und kundenorientiertes Personal
Die Basis jeder gut funktionierenden Filiale sind gut geschulte, freundliche und professionelle Mitarbeiter:innen.
- 2. Qualität und Unikate
Ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg ist eine gut angepasste Preisgestaltung in Kombination mit Qualitätsprodukten und Waren, die Kund:innen entweder nur bei Ihnen erhalten oder anderswo nur zu unattraktiven Konditionen bekommen.
- 3. Moderne Technologien
Mit dem Einsatz moderner Technologien können Geschäfte ihre Effizienz erhöhen, Kosten reduzieren und damit die eigene Wettbewerbsfähigkeit erhöhen. Die angesprochenen Selbstbedienungsläden sind ein wunderbares Beispiel dafür und haben aus meiner Sicht großes Potenzial für die Zukunft.
- 4. Alleinstellungsmerkmale und Abgrenzung zu Mitbewerbern
Jeder Verkäufer sollte es sich zum Ziel setzen, sich von der Konkurrenz abzuheben. Dafür gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Eine davon ist etwa das Einführen von interaktiven Elementen, die dem Kunden ein Erlebnis bieten. Unser vorhin erwähnter „High Jump“ in der Basketball-Abteilung ist ein Beispiel dafür.
- 5. Ladengestaltung
Ebenso wichtig für den Erfolg des eigenen Shops ist sein Design. Die Händler:innen müssen das Design ständig an den Kunden anpassen, ein authentisches Erlebnis anbieten und sich mit den Bedürfnissen der Kund:innen auseinandersetzen. Wir haben etwa vom Einsatz und Gestaltung der Kasse gesprochen. Wenn eine Filiale etwa hauptsächlich von Frauen besucht wird, dann müssen das die Händler:innen berücksichtigen und beim Bezahlen Platz für ihre Handtaschen anbieten.