„Kartenakzeptanz öffnet für Unternehmen das Tor zur digitalen Wirtschaft“, sagt der CEO von Global Payments s.r.o., Robert Mazouch. Erfahren Sie in unserem Hintergrundgespräch, in welche Richtung sich Zahlungstechnologien entwickeln und wie ein ehemaliger professioneller Ringer zum Geschäftsführer aufgestiegen ist.
Über die Zukunft von Global Payments und Zahlungstechnologien
Welche Pläne entwickelt Global Payments aktuell? Was dürfen unsere Händler:innen in Zukunft erwarten?
Wir sind nicht länger ein Unternehmen, das nur Zahlungsterminals anbietet. Wir können mittlerweile deutlich mehr. Mit Terminal Plus haben wir gerade in Tschechien ein Produkt herausgebracht, das als Registrierkasse dient und in der Lagerverwaltung aushilft und womit Händler:innen auf viele unterschiedliche Geräte verzichten können. Wir installieren außerdem Selbstbedienungskassen in Geschäften (Unattended Solutions) und können ganze Geschäfte in Selbstbedienungsbetriebe umwandeln. Wenn Sie etwa tagsüber im Geschäft oder Lokal sind, können Sie auch nachts weiterhin Produkte anbieten und Geld verdienen, obwohl Sie längst zu Hause sind. Und vor Restaurants, Hotels und Tankstellen installieren wir E-Ladestationen für Autos, Motorräder und E-Bikes, mit denen Ihre Gäste ihre E-Fahrzeuge aufladen können. Mit dem verkauften Strom ergibt sich für Händler:innen künftig eine neue Einnahmequelle und dank intelligenter Technologie kann diese Lösung auch mit Loyalty-Programmen kombiniert werden.
Warum sollten Händler:innen überhaupt Kartenzahlungen akzeptieren? Worin liegt der Vorteil?
Bei Europäer:innen ist das Bezahlen mit Smartwatches und Uhren extrem beliebt. Immer mehr Zahlungen werden über mobile Geräte abgewickelt. Die Leute haben ihr Smartphone immer dabei und auch Smartwatches werden immer beliebter. Das Bezahlen ist damit noch einfacher. Wir sehen hier einen sehr starken Trend, weshalb das Akzeptieren von Kartenzahlungen und Mobile Payments Methoden immer wichtiger wird. Ansonsten suchen Kund:innen nach Alternativen für ihren Einkauf und Lokalbesuch.
Manchmal hört man, dass Unternehmer:innen mit Bargeld versuchen, Steuern zu umgehen. Haben Sie eine Meinung dazu?
Nur grundsätzlich: Einige Händler:innen kehren wieder zum Bargeld zurück, aber wir sind gerade dabei, Europa immer weiter zu digitalisieren – in allen möglichen Bereichen. Dazu gehören auch Kartenzahlungen. Sie ermöglichen es unseren Ländern, auf dem Gebiet der Digitalisierung führend zu werden, weil unterschiedliche Möglichkeiten damit verbunden sind. Im Allgemeinen liegt Europa bei High-Value-Added-Services hinter Asien und Amerika zurück. Die Digitalisierung wird den Ländern sicherlich zu besseren Steuereinnahmen verhelfen und den Übergang von einer Schattenwirtschaft zu einem gesunden Zustand erleichtern. Damit geht einher, dass die Länder mehr Geld haben werden, mehr Geld zu investieren, was sich positiv auf die gesamte Wirtschaft auswirken wird und unseren Lebensstandard weiter verbessern wird.
Über die Verbindung von Spitzensport und Wirtschaft
Sie sind ein ehemaliger Ringer. Wie sind Sie zu diesem Sport gekommen?
In der Grundschule, als ich zehn Jahre alt war, kamen Trainer zu uns in den Sportunterricht und haben uns unterschiedliche Techniken gezeigt. Danach haben wir eine Art Eignungstest gemacht und kurz darauf habe ich per Post eine Einladung zu meinem ersten Training erhalten. Ich habe mich sehr schnell in diesen Sport verliebt und bin ihm bis heute treu geblieben.
Wie ist Ihre Karriere verlaufen? Gab es ein Highlight?
Ich war Profiringer bei Olymp Prag, wo ich auch ein Jahr den Grundwehrdienst als Ringer absolviert habe. Später war ich dann auch erfolgreich als Profi im Ausland aktiv, etwa in Deutschland. In der Jugendklasse habe ich zwei Mal den vierten Platz bei Weltmeisterschaften belegt. Als Profi war ich dann auch bei der Europameisterschaft und sogar unter den Top 20 Athleten weltweit.
Hat Sie das Ringen etwas gelehrt, was Ihnen auch außerhalb des Sports hilft?
Ringen ist ein großartiger Sport. Als Athlet lernt man mit Niederlagen umzugehen. Man muss einfach wieder aufstehen, sich aufrappeln und wieder kämpfen, um wieder auf die Siegerstraße zu kommen.
Gibt es auch eine Verbindung zu Global Payments?
Als Global Payments fördern wir sportliche Aktivitäten gerne. Wir waren nicht nur Sponsor der Beach Volleyball EM in Wien, sondern unterstützen in Tschechien auch einen Ringerverein. Wir sehen hier ganz klar Gemeinsamkeiten: Wir helfen Unternehmer:innen bei der Entwicklung ihrer Unternehmen und wir helfen Kindern bei ihrer Entwicklung, damit sie sich in dieser Welt durchsetzen können.
Wie sind Sie als Ringer zum Chef eines internationalen Unternehmens geworden?
Nachdem ich meine Profischuhe an den Nagel gehängt habe und mein Studium abgeschlossen habe, habe ich 2002 bei der tschechischen Erste Bank als Marketingexperte für Zahlungskarte meine Karriere gestartet. Ich hatte dann unterschiedliche Positionen in der Erste Group – vom Projektmanager über eine IT-Leitungsfunktion bis zu einer Leitungsfunktion in Wien. 2016 hat mich die Erste schließlich zum Geschäftsführer und Chief Operating Officer der neu gegründeten Global Payments Holding ernannt und seit April 2023 bin ich nun Chief Executive Officer.
Über Erfolge, Unterschiede in europäischen Ländern und den Ausgleich zum Job
Haben Sie ein persönliches Erfolgsrezept und wenn ja, welches?
Hinter jedem Erfolg steht harte Arbeit. Aber aus meiner Sicht erfordert Erfolg in allen Bereichen des Lebens auch Fairness, Transparenz und manchmal etwas Glück. Es ist auch wichtig, dass man andere Menschen gut behandelt, dass man sich Dinge selbst erarbeitet und auch Demut im Erfolgsfall ist wichtig. Das sind gleichzeitig Dinge, die einem auch der Sport lehrt.
Global Payments ist das größte Unternehmen für Transaktionsverarbeitungen mit einer weltweiten Präsenz. Sie sind für Europa zuständig – welche Unterschiede gibt es zwischen den Ländern und Händler:innen? Was funktioniert hier überall und wo gibt es größere Unterschiede?
Ich bin davon überzeugt, dass unsere Produkte und Dienstleistung allen Kund:innen in allen Ländern in ihrem Unternehmertum helfen. Wir haben für jeden das passende Angebot. Aber wir sehen schon auch nationale Unterschiede. Österreicher sind eher konservativ, auch wenn es darum geht, neue Dinge auszuprobieren. Die Tschechen und Slowaken probieren dagegen gerne neue Dinge aus und zahlen auch schon häufiger elektronisch. Rumänen sind dagegen wieder besonders preisorientiert. Sie verfolgen eine sehr aggressive Preispolitik im Geschäftsleben. Es gibt viele Gemeinsamkeiten, aber auch individuelle Besonderheiten in allen Ländern.
Haben Sie ein Hobby als Ausgleich zu Ihrer Arbeit?
Ich mag und bewundere Traditionsunternehmen und sammle daher mechanische Uhren, etwa von der Marke Prim. Meine liebste Uhr ist die Prim Tomáš Bata in einer limitierten Auflage. Sie ist nach meinem unternehmerischen Vorbild benannt, der vor etwa hundert Jahren die Massenproduktion von Schuhen erfunden hat und die Marke Bata weltweit vorangetrieben hat. Und wenn ich gerade nicht ringe oder arbeite, verbringe ich gerne Zeit mit meiner Frau und unserem Hund Fido.
Sie haben lange Zeit in Wien gearbeitet. Was fällt Ihnen ein, wenn Sie an Österreich denken?
Ich liebe Wien, wo ich lange tätig war. Es eine sichere Stadt und wirklich wunderschön. Ein großartiger Ort zum Leben! Unsere Töchter sind hier auch in den Kindergarten gegangen und können daher perfekt Deutsch sprechen. Es wundert mich nicht, dass Wien regelmäßig zur lebenswertesten Stadt der Welt ausgezeichnet wird.
Robert Mazouch (49)
Chief Executive Officer von Global Payments s.r.o.
Er hat in unterschiedlichen Managementpositionen in der Erste Group gearbeitet und ist ein ehemaliger tschechischer Ringer. Robert ist verheiratet, hat zwei Töchter und lebt in Prag.