Mentale Gesundheit wird ein immer wichtigeres Thema, sowohl für Arbeitnehmer:innen als auch für Arbeitgeber:innen. Der EU-Rat zeigt sich immer aktiver und wünscht sich, dass Arbeitgeber Maßnahmen für die psychische Gesundheit von Arbeitnehmer:innen setzen. Der Fokus liegt dabei auf prekären Arbeitsverhältnissen. Doch das Thema ist für alle Unternehmen wichtig.
Wichtigkeit von mentaler Gesundheit bei Mitarbeiter:innen steigt
Die psychische Gesundheit von Arbeitnehmer:innen wird immer mehr zu einem zentralen Anliegen der Europäischen Union. Psychische Probleme von Mitarbeiter:innen haben sowohl eine Auswirkung auf das Wohlbefinden, aber auch auf die Produktivität. Die Europäische Union hat nun Maßnahmen eingeleitet, um ein sicheres und gesundes Arbeitsumfeld zu schaffen.
Zur Diskussion steht aktuell eine neue Richtlinie, die Arbeitgeber:innen dazu aufruft, konkrete Maßnahmen zum Schutz der psychischen Gesundheit ihrer Arbeitnehmer:innen zu ergreifen. Die Initiative ist eine Folgemaßnahme auf veröffentlichte Statistiken, die auf eine Zunahme von psychischen Problemen bei Mitarbeiter:innen wie Stress, Depressionen und Angstzuständen hinweisen.
Auswirkungen auf Wohlbefinden und Wirtschaftlichkeit
Psychische Probleme nehmen in der EU seit Jahren zu. Laut einem aktuellen Bericht war bereits vor der Pandemie jede sechste europäische Bürger:in von psychischen Problemen betroffen. Außerdem ist derzeit jede vierte Arbeitnehmer:in am Arbeitsplatz mit Stress konfrontiert. Die fehlenden Maßnahmen in diesem Bereich verursachen Kosten von 600 Milliarden Euro pro Jahr. Das sind etwa 4 % des BIP.
Eine in sechs europäischen Ländern durchgeführte Studie ergab, dass etwa 40 % der Mitarbeiter:innen einem erheblichen Risiko für psychische Probleme ausgesetzt sind. Im Jahr 2022 litten 27 % der Arbeitnehmer:innen an Stress, Depressionen oder Angstzuständen. Diese Zahlen unterstreichen den dringenden Bedarf an Maßnahmen zum Schutz der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz.
Dabei wurden drei wichtige Gründe für diese Zahlen ermittelt:
- Niedriglohn-Jobs
- Unsichere Vertragsverhältnisse
- Arbeitsplätze, die nicht genug Schutz für Arbeitnehmer:innen bieten
Auch die zunehmende Digitalisierung kann sich negativ auf die psychische Gesundheit und die Arbeitsbedingungen auswirken. Eine wichtige Rolle spielen dabei Ängste der Arbeitnehmer:innen, dass sie auf Kosten der künstlichen Intelligenz ihren Arbeitsplatz verlieren könnten. Psychische Gesundheit spielt aber eine wichtige Rolle für die Produktivität und psychosoziale Risiken am Arbeitsplatz können sich auch auf die psychische Gesundheit auswirken.
49 % der jungen Europäer:innen haben keinen Zugang zu psychosozialer Unterstützung
Fast die Hälfte der jungen Europäer:innen gab an, dass ihr Bedarf an psychosozialer Unterstützung nicht gedeckt ist – und auch 23 % der Erwachsenen geben das an. Schätzungen zufolge hatten im Jahr 2019 mehr als 14 Millionen junge Europäer:innen zwischen 15 und 29 Jahren ein psychisches Problem. Und das Problem wurde seitdem nicht kleiner. Daten der OECD zeigen etwa, dass sich in mehreren Mitgliedsstaaten die Zahl der jungen Menschen mit Angst- und Depressionssymptomen im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie verdoppelt hat.
Das zeigt auf, wie wichtig es ist, angemessene Ressourcen für alle Altersgruppen zur Verfügung zu stellen. Der EU-Rat fordert daher Maßnahmen zur Bekämpfung der Folgen prekärer Arbeit. Daher hat der EU-Rat auch eine Empfehlung an die Mitgliedsstaaten ausgesprochen, Maßnahmen zu ergreifen, um den negativen Auswirkungen prekärer Arbeit auf die psychische Gesundheit der Beschäftigten entgegenzuwirken. Dazu gehören etwa eine flächendeckende Entwicklung von Therapie- und Beratungsprogrammen sowie die Schaffung von Maßnahmen zur Burn-out-Prävention.
Die Maßnahmen der EU könnten erhebliche Auswirkungen darauf haben, wie Unternehmen mit dem Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter:innen umgehen. Künftig werden Unternehmen mehr und mehr dazu verpflichtet werden, Maßnahmen zur Verbesserung des psychischen Zustands ihrer Mitarbeiter:innen zu setzen. Das betrifft etwa Verpflichtungen hinsichtlich eines angemessenen Schutzes am Arbeitsplatz als auch Maßnahmen zur Gewährleistung psychologischer Beratungs- und Therapiesitzungen für Mitarbeiter:innen.
Es bleibt abzuwarten, inwiefern diese Empfehlungen in Gesetzesinitiativen in den Mitgliedsstaaten umgesetzt werden. Doch die Hinwendung auf psychische Gesundheit der Mitarbeiter:innen wird ein wichtiges Thema für Unternehmen bleiben.